05/09/2024 0 Kommentare
VORTRAG | Wiprecht und das Rad der Fortuna - Wiprecht von Groitzsch (um 1050 - 1124)
VORTRAG | Wiprecht und das Rad der Fortuna - Wiprecht von Groitzsch (um 1050 - 1124)
Im Mai 1124 starb Graf Wiprecht von Groitzsch in Folge einer sich in Halle zugezogenen Brandverletzung im Kloster Pegau. Anlass sich 900 Jahre später mit einer schillernden wie kontroversen Person mitteldeutscher Geschichte wieder zu beschäftigen. Wiprecht war ein typischer Vertreter adliger Expansion, die den politischen Aufstieg Westeuropas an der Schwelle vom 11. zum 12. Jahrhundert kennzeichnet: getrieben von einem unstillbaren Hunger nach Macht und Einfluss, skrupel- und rücksichtslos in der Wahl seiner Methoden, mutig und risikobereit im Kampf aber auch weitsichtig im Ausbau seiner Territorien, voller tiefer Frömmigkeit und intensiver Suche nach Seelenheil. Wiprecht, aus dem sächsisch- slawischen Adel stammend, führten diese Eigenschaften zunächst als Söldnerführer nach Prag und Rom und machten ihn zum Herren eines Territoriums, das von der Saale bis zur Mulde und ins Harzvorland reichte. In den turbulenten Jahren der Sachsenkriege und des Investiturstreits war Wiprecht ein bedeutender Faktor der Reichspolitik; seine riskanten Parteiwechsel brachten ihm und seiner Familie jedoch auch lange Jahre der Haft und kompletten Besitzverlust ein. Als politisches Talent gelang ihm jedoch immer wieder die Rückkehr in die ersten Reihen des Hochadels; er starb, fürstengleich, als Markgraf von Meißen und der Lausitz und Burggraf von Magdeburg. Leider sollte seinen Nachkommen nicht die Gründung einer langlebigen Dynastie gelingen; die Wettiner erreichten, was den Groitzschern versagt bliebt. In der Kulturlandschaft Mitteldeutschland hat Wiprecht bleibende Spuren hinterlassen: als Klostergründer, aktiver Förderer des Landesausbaus und seiner religiösen Infrastruktur ist er unvergessen und als erster Jakobspilger steht er am Anfang einer Tradition, die bis heute Bestand hat.
Dr. Stefan Moeller | Halle
Eine Veranstaltung der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg
Der Eintritt ist frei.
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